"Nicht, was wir erleben, sondern wie wir erleben, was wir erleben,

macht unser Schicksal aus."


Marie von Ebner-Eschenbach


Doula -

Trend oder Tradition

Eine Doula ist keinesfalls ein neuer Trend. Er ist vielmehr eine in Vergessenheit geratene Tradition, die u.a. der Freiheit überall wohnen und leben zu können, zum Opfer fiel. Denn schon über Jahrtausende hinweg begleiteten geburtserfahrene Frauen andere Schwangere unter der Geburt. Damals war es die eigene Mutter, Schwiegermutter, Tante oder Schwestern, die im selben Dorf lebten. Doch heute, wo wir Frauen glücklicherweise überall leben und arbeiten können, wo wir es möchten, ist unser familiäres Gerüst, unser Halt und unsere Unterstützung instabil geworden. Heute leben nur noch die wenigsten Frauen in ihrem direkten familiären Umfeld und kommen somit nur selten in den Genuss und die Vorteile einer Großfamilie. Auch die Tatsache, dass eine Geburt weitestgehend medizinisch und nicht natürlich betrachtet wird, raubt uns Frauen häufig den Glauben an uns, an unseren Körper und an unsere Kraft, unsere Kinder selbstbestimmt und in unserem Tempo gebären zu können. Hier prallen also zwei Welten aufeinander. Die Welt der klinischen und in eine Klinikroutine gepressten Geburt, mit wenig Platz für Individualität, und der Wunsch und das innere Verlangen, sein Kind natürlich und ohne Interventionen zu gebären. 


Hier kann die Arbeit einer Doula von unbeschreiblichem Wert sein. Sie begleitet die Frau innerhalb ihrer Schwangerschaft, unterstützt sie beim Erkennen ihrer Wünsche und Bedürfnisse, stärkt und unterstützt sie, für sich einzustehen. 

Eine Doula wird nicht dem klinischen Geburtsteam zugeordnet. Sie ist keine Hebamme und übernimmt keine medizinischen Aufgaben. Unter der Geburt ist die Doula eine vertraute, persönliche und kontinuierliche Begleiterin. Losgelöst vom Klinikstress und den häufig starren und festen Klinikroutinen, weicht die Doula nicht von der Seite der Schwangeren. Dass die Doula und die Schwangere sich bereits seit der Schwangerschaft kennen, ist von großem Vorteil, denn so kann eine bedürfnisorientierte Begleitung und Unterstützung sichergestellt werden. Nicht nur die Schwangere, sondern auch ihr*e Partner*in kann von der Arbeit einer Doula profitieren. Für den/die Partner*in kann es sehr beruhigend sein, zu wissen, dass, wenn man selbst eine Pause braucht, die Gebärende niemals alleine ist. Auch zu wissen, welche Rolle man als Partner*in unter der Geburt hat und wie man die Gebärende unterstützen kann, ist ein wohltuendes Gefühl und erleichtert das Hineinfinden in das neue Familienbild und die neue Familienstruktur. 


Das Wort Doula kommt aus dem Altgriechischen und leitet sich von „douleia“ ab. Es bedeutet „der Frau dienen“. Für mich ist die Doula viel mehr als eine Dienerin. Sie ist in der Lage, sich in verschiedenste Rollen, in unterschiedlichsten Ausprägungen, hineinzufinden: Vertraute, Freundin oder Mutter, je nachdem, was die Schwangere oder frischgebackene Mama braucht. Sie betrachtet jede Frau und deren Bedürfnisse wertfrei, sie informiert objektiv ohne belehrenden Unterton und stärkt die Frau auf sich und ihre Bedürfnisse zu hören. 



Vorteile einer Doula


  • Deine Doula hat Dich durch die Treffen in der Schwangerschaft über offene Fragen objektiv informiert, Dich angeregt offene Themen mit dem medizinischen Fachpersonal zu klären, sodass Du nun gestärkt und selbstsicher Dein Kind zur Welt bringst
  • Deine persönliche Doula kennt Dich (Deinen Partner), Deine Vorlieben, Wünsche, Deinen Geburtsplan und ggf. Triggerpunkte
  • Deine persönliche Doula ist losgelöst vom Klinikalltag und lässt sich voll und ganz auf Dich (Deine(n) Partner(in)) ein
  • Du fühlst Dich sicher und kannst Dich Deiner Geburtsreise öffnen und auf sie einlassen
  • Du kannst Dich erfolgreicher auf dein „Muttersein“ einlassen
  • Du fühlst Dich sicherer im direkten Umgang mit Deinem Baby 
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass Du eine Wochenbettdepression erleidest, ist geringer 
  • Es besteht eine 50 % geringere Wahrscheinlichkeit per Kaiserschnitt zu entbinden*
  • Es besteht ein 28 % geringerer Bedarf an Schmerzmitteln bzw. Anästhesie*
  • Es besteht ein 41 % geringeres Risiko für den Einsatz von Saugglocke oder Zange*

 

  *Studie „Kontinuierliche Unterstützung für Frauen während der Geburt“ (Continous Support, Hodnett, ED.; Gates, S.; Hofmeyr, GJ.; Sakala, C. 2003) 


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